Einen eigenen Foodtruck zu betreiben heißt die Freiheit auf der Straße mit der Freiheit in der Küche zu kombinieren. Egal wo und wie man unterwegs ist: Einfach die Klappe zu öffnen und zu verkaufen klingt einfach zu verlockend und ist Freiheit pur.

Abends noch schnell was vom Foodtruck mitnehmen – Oakland Kalifornien.

Aber funktioniert das so einfach? Die Antwort ist JA und NEIN. Im Gegensatz zur stationären Gastronomie könnt ihr mit eurem Foodtruck überall hinfahren. Wenn es an einem Standort nicht mehr funktioniert, dann zieht ihr einfach weiter. Was vielleicht in manchen Staaten der USA funktioniert, ist hierzulande nicht ganz so einfach. Öffentlichen Raum zu kommerziellen Zwecken zu nutzen ist zunächst verboten. Die Genehmigungen sind umständlich und mit hohem Aufwand verbunden. Wir wollen das ändern und haben dazu ein entsprechendes Konzeptpapier "Konzept für eine gastronomische Sondernutzung öffentlicher Verkehrsflächen" vorgelegt.

Mit einem Foodtruck Geld zu verdienen bedeutet vorerst, sich mit der eigenen Region auseinanderzusetzen und folgende Punkte zu klären:

  • Welche Gerichte sind in der Region beliebt?
  • Was gibt es eben gerade nicht?
  • Gibt es Regionen, an denen mittags viele Menschen sind, die aber abends verwaist sind (z.B. Industriegebiete)?
  • Wie groß ist die Region (Einwohner, Fläche)?
  • Ist die Region eher ländlich oder städtisch geprägt?
  • Sind in der Region schon Foodtrucks unterwegs?
  • Wie hoch ist das Preisniveau in der Region?

So könnte ein Foodtruck von LEGO® aussehen. Dieses Projekt auf LEGO® Ideas wurde aber leider nicht realisiert.

Ja, ich weiß, ihr wollt sofort mit eurem Foodtruck starten und diese Fragen später beantworten. Aber glaubt mir, das geht später definitiv nach hinten los. Wir thematisieren immer wieder, dass eure Gerichte stets der ersten Schritt sein sollte. Um das auch einfach und effektiv zu ermöglichen, haben wir uns eines beliebten Konzeptes aus der StartupUp-Branche bedient – Lean-Startup – und dieses für die mobile Gastronomie angepasst „Lean-Foodtruck – Erste Schritte zu deinem erfolgreichen Foodtruck”. Wenn ihr damit beginnt, bekommt ihr automatisch den größten Teil der oben gestellten Fragen beantwortet. Findet es heraus, wie euer Gericht ankommt. Geht raus und lasst die Kunden testen, was sie hoffentlich bald aus eurem Truck erwartet.

Dieser Schritt ist sehr wichtig, gibt er euch doch die Möglichkeit ehrliches Feedback zu bekommen, einfach und unkompliziert den Verkaufspreis zu optimieren und ganz nebenbei eure künftigen Kunden kennenzulernen. Nehmt diese Gelegenheit wahr, um aus eurem Umfeld auszubrechen. Feedback von Freunden, Verwandten und Bekannten ist im ersten Schritt super, aber dann ist es wichtig, den Kreis der Tester zu erweitern. Mit Lean-Foodtruck bekommt ihr auch gleich noch die Erfahrung, wie ihr auf engstem Raum eurer Gericht am schnellsten zubereiten könnt. Gerade in einem Foodtruck ist diese Erfahrung unbezahlbar.

  • Wie lange halten die Geräte durch?
  • Wie reagiere ich, wenn beispielsweise der Grill auf einem Event streikt?
  • Mit wie vielen Personen kann ich zusammenarbeiten?
  • Woher beziehe ich meine Zutaten?
  • Was fragen mich die Kunden über mein Gericht?
  • Muss ich meinen Verkaufspreis rechtfertigen oder wird er akzeptiert?

Jede Region, jede Stadt, ist unterschiedlich. Es gibt leider kein Patentrezept für euch, aber mit Lean-Foodtruck werdet ihr es schaffen. Und das Beste: Ihr werdet am Markt erfolgreich sein.

Foodtruck klassisch oder mit Charakter

In New York sind wieder mehr Foodtrucks unterwegs.

Während in Deutschland die amerikanischen Foodtrucks sehr beliebt sind, ist es in den USA genau umgekehrt. Eine große und freie Sicht in den Innenraum eines Trucks sind auf der anderen Seite des großen Teichs sehr beliebt. Auch dort spielen die Unterhaltskosten eine große Rolle, verbrauchen doch die charismatischen US-Trucks jede Menge Benzin. Während die Ersatzteilbeschaffung für diese Trucks in den USA verständlicherweise kein Thema ist, kann es das in Europa sehr wohl sein. Reparaturzeiten sind reine Ausfallzeiten, in denen ihr Gehälter und Unkosten weiterhin tragen müsst, ohne einen Cent zu verdienen. Somit stellt sich schon die Frage, nicht doch lieber auf einer neueren und spritsparenderen Truck umzusteigen. In einem der Ballungszentren lässt sich jemandfinden, der diesen Truck repariert. Vielleicht habt ihr das Schmuckstück bei einem regionalen Händler gekauft, welcher gleichzeitig den Service anbietet. In ländlichen Regionen sieht es dagegen schon schwieriger aus. Die zu fahrenden Strecken sind länger, der Verbrauch ist höher, da überlegt man sich schon, ob es nicht doch ein Euro-Truck sein kann.

Update

Inzwischen nimmt der Anteil der amerikanischen Foodtruck-Modelle merklich ab. Die Abhängigkeit von den Beschaffungsmöglichkeiten für Ersatzteile und die Verfügbarkeit von fähigen Serviceanbietern lässt immer mehr Foodtruck-Unternehmer zu der Entscheidung kommen: "Der nächste Truck wird kein Amerikaner mehr sein." Zu beobachten ist die starke Zunahme des Modells Fiat Ducato, da viele Foodtruck-Hersteller zu diesem Fahrzeug greifen. Auch wenn die Coolness darunter leidet: Zuverlässigkeit geht vor, denn jeder ausgefallene Tag im Foodtruck Business reißt ein Loch in die Umsatzzahlen.

Piaggio APE 200 TM - 65km/h bei Vollast und durchgedrücktem Gaspedal. © Yollies GbR

Entscheidend ist aber, ob der Truck zu euch und eurem Gericht passt. Ihr braucht genügend Platz für das Team und vielleicht einen separaten Gastank. Ein Stromgenerator sollte auch noch Platz finden und das alles muss neben den ganzen Küchengeräten in einen Truck unter 3,5t unterzubringen sein. Da werdet ihr schnell an Grenzen stoßen. Die Erfahrung zeigt, dass ein solider und passender Truck in den seltensten Fällen unter 3,5t auszubauen ist. Wie immer im Leben muss man auch beim Foodtruck manchen Kompromiss eingehen. Aber ist es das wert? Nur auf eine angenehme Raumhöhe zu verzichten, weil man das Thema LKW-Führerschein unbedingt vermeiden möchte? Ich weiß, es redet sich leicht, aber zu dem Thema war das Feedback der Trucker nach Jahren eindeutig: Grundvoraussetzung ist eine vollständige Küche. Reduzierte Lösungen funktionieren jedoch beispielsweise mit einer Piaggio Ape. Worauf ihr bei der Wahl eures Foodtrucks achten solltet findet ihr in unserem Fachartikel „Dein eigener Foodtruck – Was es beim Kauf zu beachten gilt“.

Foodtruck-Businessplan

Ein guter Businessplan ist nicht nur notwendig, wenn du bei der Bank einen Kredit haben möchtest, er hilft dir auch, dich auf dein zukünftiges Unternehmen vorzubereiten.

Häufig werden Businesspläne unterschätzt und sie werden 1:1 von anderen kopiert, dabei steckt so viel Potential in dieser Überlegungsphase. Der Vorteil an einem Businessplan ist, dass du dir schon im Vorfeld Gedanken machen kannst. Du kannst frühzeitig beginnen und die einzelnen Fragen für dich beantworten. Bedenke immer, dass auch du möchtest, dass dein Foodtruck funktioniert. Du möchtest mit diesem Truck in Zukunft ordentlich durchstarten. Genügend Überlegungen im Vorfeld sind dabei sehr hilfreich, auch weil du dich so heute und später auf deinen Foodtruck konzentrieren kannst. Weil das Thema Businessplan sehr wichtig ist, haben wir damit begonnen, die einzelnen Bereiche zu erklären und und bieten Lösungsansätze zu den dringendsten Fragen. Starte mit deinem Foodtruck-Businessplan, dein Weg zum Foodtruck.

Bürokratie und privater Grund

Da es (noch) nicht erlaubt ist, sich als Foodtruck auf öffentlichen Grund zu stellen und zu verkaufen, müsst ihr auf Privatgrund ausweichen.

Die Stadt Boston in „New England“ USA hat die Vorteile von Foodtrucks erkannt und ermöglicht exklusive Stellflächen im Stadtgebiet.

Hier hat es sich bewährt, bei der Verhandlung vor Ort auf die Win-Win-Situation hinzuweisen. Ihr bekommt kostenlos einen Standtort und der Standortgeber erhält kostenloses Marketing. Marketing in einem unserer Meinung nach viel höherem Umfang als es Kosten verursacht. Der Standortgeber hat selbst keine Kosten zu tragen, außer ihr benötigt etwas Strom. Die benötigten Toiletten für euch und eure Mitarbeiter im Truck sind auf diese Weise auch gelöst. Auch das Thema Versicherung im Schadensfall ist Dank eurer Betriebshaftpflicht kein Hinderungsgrund.

Dieses Erfolgsmodell findet in ganz Deutschland Anklang. Vergesst aber nicht diesen Standort zu bewerben. Wir stellen euch dafür jede Menge kostenloser Tools zur Verfügung. Angefangen von eurem Eintrag in der Foodtruck App, über eure Tourdaten auf der Startseite, auf vielen Unterseiten und in eurer eigenen Facebook-Fanpage. Jetzt wissen täglich zehntausende Genießer wo ihr steht. Als nächstes besucht ihr die Unternehmen um euren Standort herum und macht auf euren Foodtruck aufmerksam. Schickt E-Mail-Verteiler (Zustimmung des Empfängers erforderlich!) heraus, telefoniert mit Mitarbeitern. In den meisten Fällen werdet ihr auf positives Echo stoßen. Selbst Unternehmen mit eigener Kantine sind froh über Abwechslung. Seid mutig und seid vor Ort. Wenn ihr das alles geschafft habt, haben wir für euch sogar eine Lösung, die eure Tourdaten in die Intranets der jeweiligen Unternehmen bringt.

Screenshot: Onlinehilfe für Lebensmittelhygiene. Screenshot: © IHK Bayern

Es braucht Zeit, bis ein neuer Standort sich entwickelt. Daher ist eine gute Mischung aus etablierten und neuen Standorten zu Beginn am besten. Stimmt euch mit anderen Foodtruckern eurer Region ab und seht sie statt als Gegner als Partner, die euch helfen, gemeinsam die Herzen der Kunden zu erobern. Bevor das aber alles funktioniert, hat die Bürokratie noch die „Hygiene“ gesetzt. Wer von euch aus der Gastronomie kommt, der kennt das Thema zur Genüge. Kühlkette, fließend Wasser, Arbeitsbedingungen, rutschfeste Böden und Mitarbeitertoiletten sind da noch ein kleiner Teil.

Eine sehr gute Onlinehilfe zur Lebensmittelhygiene findet ihr auf der Seite: www.onlinehilfe-lebensmittelhygiene.de. Die IHK Bayern hat zusammen mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag eine sehr gute und übersichtliche Onlinehilfe veröffentlicht. Unter „mobile Verkaufsstände“ gibt es alles, was ihr zu dem Thema wissen müsst. Auch darüber, wo ihr eure benötigte Belehrung machen könnt. Für Süddeutschland gibt es von der IHK Mittelfranken eine sehr gut besuchte Veranstaltung, die Gaststättenunterrichtung. Dort erhaltet ihr neben zahlreichen Infos und Erklärungen auch die Bescheinigung über die Belehrung nach §43 Abs. 1 des Infektionsschutzgesetzes.

Als Reisegewerbe müssen Foodtrucks immer auch ihre Reisegewerbekarte mitführen. So ausgestattet und gut informiert wird auch die erste Hygieneprüfung vor Ort kein Problem werden.

Marketing und Werbung

Jedes Gericht ist nur so gut, wie diejenigen, die es weitertragen.

Facebook's Infection – Checkliste Social-Media für Foodtrucks. Was ihr braucht, wie und wo ihr aktiv werden solltet. Foto: © Katie Sayer / flickr.com (cc)

Mit den kostenlosen Tools von Craftplaces bieten wir euch jede Menge Aufmerksamkeit. Aber auch wir können nur gut sein, wenn auch ihr es seid. Eine eigene Facebook-Fanpage ist ebenso wichtig, wie eine eigene Homepage. Es muss nicht die umfangreichste Seite sein, aber bedenkt, dass Geschäftskunden häufig überhaupt keinen Zugriff auf Facebook haben und keine Homepage mit Kontaktdaten zu haben schreckt mögliche Kunden ab. Wenn für euch SocialMedia Neuland ist, dann haben wir in dem Artikel „Wie Foodtrucker Facebook, Twitter & Co. am besten nutzen“ vieles zusammengefasst, dass euch helfen wird, auch diese Herausforderung zu meistern.

Ein eigener Flyer mit grundlegenden Infos zu euren Gerichten hilft ebenfalls. Auch wenn immer mehr digital kommuniziert wird: Der „gute alte“ Flyer am Schreibtisch ist noch immer ein hervorragender „Reminder“ für hungrige Kunden.

Wenn ihr all unsere Tipps, Infos und Hinweise beherzigt, die digitalen und analogen Möglichkeiten ausschöpft, dann steht euch eine rosige Zukunft bevor. Ihr werdet es lieben, auf Events die hungrigen Menschen zu verpflegen oder an euren wöchentlichen Standorten mit „Mhhh“ und „Ahhh, wie lecker“ die Kunden zufrieden schlemmen zu sehen.

Ihr wollt sofort loslegen und euch brennen noch einige Fragen unter den Nägeln? Dann haben auch wir hierfür genau die richtige Lösung: „Foodtruck Fachberatung – Aus der Praxis, für die Praxis“. Unsere Foodtruck Experten beraten euch in einem exklusiven Gespräch.

  • Autor
  • Markus A. Wolf
  • Letzte Änderung
  • 2024-03-29
  • veröffentlicht
  • 2016-10-28
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Portrait Markus A. Wolf

Markus A. Wolf

Lebensmittelchemiker, Designer, Informatiker: Guter Ge­schmack ist ihm angeboren. „Slow food on fast wheels“ ist das Credo des Foodtruck-Experten, Innovationsmanagers und Co-Founders von Craftplaces.