Nach Weihnachten geht es los: Manuel Seifried, Florian Horsch und ihre Freunde fahren Richtung Griechenland, um den dort ankommenden Flüchtlingen vor Ort persönlich zu helfen. Wir haben uns mit Manuel von Soup and Socks im Vorfeld ihres geplanten Zweiwochen-Trips über dieses von Enthusiasmus Einzelner initiierten und vom Engagement Vieler getragenen Projekts unterhalten.

Unterhält man sich mit Manuel über Soup and Socks, dann leuchten seine Augen voller Euphorie. Erstaunlich, dass die Idee erst Ende November geboren wurde. Seine Mutter stellte ihm am Telefon die Frage „Willst du nicht nach Lesbos fliegen und Flüchtlinge retten?“ Als eine der großen griechischen Inseln strandet auf Lesbos täglich eine Vielzahl von Kriegsflüchtlingen aus z.B. Syrien oder auch Libyen. Ein solcher Vorschlag kommt natürlich nicht von Ungefähr. Manuels Familie hat einen engen Bezug zu Griechenland, die Flüchtlingskrise ist in den Medien allgegenwärtig und er und Florian engagierten sich bereits hierzulande. So übernahm Florian Horsch beispielsweise spontan die Leitung eines Fußballteams in einem deutschen Flüchtlingscamp.

Mit dem Foodtruck mindestens 600 Suppen am Tag kochen

Bedürfnisse erfüllen und Aufmerksamkeit wecken

Manuel Seifried und Florian Horsch versuchen sich schon eifrig am Gaskocher. Foto: © Soup and Socks / Heidelberg

Auf der Griecheninsel Lesbos waren zunächst keine großen NGOs (Nichtregierungsorganisation) tätig. Stattdessen wird Hilfe vor allem durch zahlreiche freiwillige Helfer aus vielen europäischen Staaten geleistet. Sechs neue Freiwillige aus Deutschland werden bald hinzustoßen und das Engagement vor Ort erweitern. Was wird in der kalten Jahreszeit vor allem benötigt? Diese Frage stellte sich das aus der Gegend um Heidelberg und Mannheim stammende Team von Soup and Socks. Eine warme Suppe kam ihnen als erstes in den Sinn und Florians Bruder gerade recht. Tobias Horsch ist Koch eines Schweizer Sterne-Restaurants und war ebenso sofort dabei.

Es sind nun sechs Menschen, die am 27. Dezember aufbrechen werden, um warme Suppen frisch zuzubereiten und an Bedürftige zu verteilen. Das müssen gar nicht nur Flüchtlinge sein. Viele Griechen sind in Folge der Finanzkrise obdachlos geworden und werden ebenso in den Genuss der Suppen von Soup and Socks kommen. Am Tag plant das Team übrigens bis zu 600 Suppen im eigenen Truck zuzubereiten. Bis jetzt steht die endgültige Route nach Griechenland noch nicht fest. Vermutlich wird es aber über den Balkan in Richtung Ägäisches Meer gehen. Gerade in den letzten Tagen stehen die Sechs via Facebook in regem Austausch mit anderen Freiwilligen-Gruppen oder auch der German Alliance for Civilian Assistence (GACA). So erfahren Sie aus erster Hand wo Hilfe am dringendsten benötigt wird und können ihren Reiseweg entsprechend anpassen. Das Feedback der Helfer vor Ort, meint Manuel, ist verlässlicher als die sich jeden Tag überschlagenden Meldungen in der Presse.

Professionelles Vorgehen erfordert Wollen und Geld

Mit eurer Unterstützung kocht „Soup and Socks“ Suppen für Flüchtlinge auf der Balkanroute! Ein Koch und seine fünf Helfer sind bereit, ihr auch? Foto: © Soup and Socks / Heidelberg

Einfach mal aufbrechen würde nicht funktionieren. Durch Planlosigkeit das gemeinsame Ziel aufs Spiel setzen? Niemals. Also stellte Soup and Socks alles zusammen, was für diesen Trip benötigt wird. Die dafür notwendigen Gelder überschritten schnell die Grenze des für Studenten machbaren. Also warum nicht online die Idee verbreiten und dort Geld einsammeln? Gedacht, getan. Zunächst über das eigene private Netzwerk wie Freunde und Kollegen und schließlich über die Soup and Socks Website jede Menge Menschen finden, die von der Idee angetan sind. Das Ziel von 7.000 Euro war rasant erreicht und ermöglicht ihnen nun den Plan in die Tat umzusetzen.

Der Ford Transit wurde Dank des Vaters der Familie Horsch mit den benötigten Koch-Utensilien ausgestattet, darunter u.a. drei 50-Liter-Töpfe für die Suppe. Hinzu kommt ein weiterer Transit, der sämtliches Material transportieren wird und pro Nacht zumindest drei der sechs Teammitglieder ein Nachtlager bieten wird. Die anderen werden in Zelten schlafen, die ebenso gespendet wurden. Die zum Kochen am meisten benötigten Materialien und Zutaten, die es unterwegs auch kaum zu kaufen gibt, werden noch hier in Deutschland verstaut – die Lebensmittel selbst dann unterwegs nach Bedarf organisiert. Der Name Soup and Socks ist kein Zufall. Wer mal kalte Füße hatte, weiß wie wichtig gut Socken und damit warme Füße sind. Das ist für unsereins an der Bushaltestelle das gleiche wie für Flüchtlinge in den süd- und osteuropäischen Camps. Socken werden aber kaum gespendet. Man trägt sie bis sie Löcher haben und wirft sie in den Müll. Auch das läuft Dank Soup and Socks bald anders. Aus dem Bus wird nicht nur heiße Suppe sondern auch wärmende Fußkleidung verteilt.

Manuel findet das Engagement aller Unterstützer und Spender super. Foto: © Soup and Socks / Heidelberg

Ebenso wichtig wie die Versorgung der Bedürftigen auf der anstehenden Reise ist ihnen die eigene Berichterstattung. Anton Knoblach ist dafür mit an Board. Die Zeit zwischen Gemüse schneiden und Suppe ausgeben wird er damit verbringen zu filmen, zu fotografieren und den Soup and Socks Blog und -Newsletter zu befüllen. So wird es für die Daheimgebliebenen jederzeit möglich sein aus erster Hand die Lage zu verfolgen. Gerade in der manchmal chaotisch wirkenden Berichterstattung der klassischen Medien – die nicht selten von Meinungen beeinflusst ist – weckt oftmals Zweifel. Durch unzensierte Erlebnisse von Menschen wie du und ich, kann sich jeder bald ein erweitertes Bild machen.

Wir sind angetan vom Soup and Socks Team und drücken ihnen die Daumen für ihre Mission. Auch wenn der Truck seine Coolness nicht nach außen trägt, punktet das Team mit echter Leidenschaft und einem Engagement, welches Respekt und Beachtung verdient. Viel Erfolg. Wer Soup and Socks unterstützen möchte, der kann dies gern tun. Das Geld fließt direkt in die Arbeit des zwischenzeitlich gegründeten Vereins und wer nicht finanziell etwas leisten kann, der spendet eben Socken.

Vielen Dank auch an den Foodtruck Swagman, die ebenfalls mitgeholfen haben, dass das Projekt nun realisiert werden kann.

  • Autor
  • Daniel Bendl
  • Letzte Änderung
  • 2024-07-27
  • veröffentlicht
  • 2015-12-23
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Daniel Bendl

Daniel Bendl

Daniel ist Geschäftsführer und Mitgründer von Craftplaces, Genießer fränkischer und internationaler Gaumenfreuden und Foodtruck Unterstützer der ersten Stunde. Er ist Experte wenn es um die digitale Vereinfachung des Foodtruck Alltags mit Hilfe von Craftplaces Business geht.