Alles nahm seinen Anfang in der beschaulichen aber trostlosen texanischen Wildness. Charles Goodnight hatte eine Idee, wie er Cowboys auf ihren langen und beschwerlichen Wegen mit Essen versorgen konnte. 1866 startete er zusammen mit einem Koch den Chuckwagon, den er mit den Cowboys über das Land schickte. Damals war der Koch nicht nur für das leibliche Wohl der Menschen zuständig, sondern musste auch die medizinische Grundversorgung übernehmen. Man wusste also auch damals schon: Gutes Essen ist wie Medizin :-)

Chuckwagon, Frontier Forts Days. Ein Chuckwagon zusammen mit einigem Equipment. Foto: © Steven Martin / flickr.com (cc)

Aber schon in der Zeit als New York noch Nieuw Amsterdam genannt wurde - machten sich findige Geschäftsleute auf, um an Straßenecken Essen zu verkaufen. Der erste Street-Food-Markt ist also eine holländische Erfindung. Mit dem Chuckwagon entstand auch das heute typische Bild der Siedlertrecks, die durch Indianergebiet entweder nach Oregon oder Kalifornien zogen - und immer dabei: die erste Version des damaligen Foodtrucks. 1894 mussten dann auch Studenten nicht mehr auf den schnellen und leckeren Genuss verzichten, der erste Hot-Dog Anhänger war geboren.

Im Januar 2010 wurde in den USA die erste Foodtruck Organisation gegründet.

Mit der Zeit entstanden immer mehr Nischen, in denen einzelne lokale Gerichte, meist aus Anhängern heraus, verkauft wurden. Eis, Tacos und Sandwiches waren sehr beliebt und die Straßen rund um die Universitäten waren immer gut mit mobilen Essensverkäufern gefüllt. Im Januar 2010 gründete sich in den USA die erste Organisation, die sich für die Rechte von Foodtruckern einsetzte: Southern California Mobile Food Vendors Association (socalMFVA) – kürzer ging es echt nicht.

Soldaten an Feldküche. Foto: © Bundesarchiv, Bild 201-MA34-370-91-21 (cc)

In Deutschland dagegen war mit Preußen eine Militärmacht an der Spitze des Staates, die alles Neue sofort für militärische Zwecke nutzte. So waren hier Anfang des 19. Jahrhunderts Feldküchen die ersten Foodtrucks. 1850 meldete ein Hamburger Apotheker einen mobilen Feldkochherd zum Patent an und die Erfindung wurde umgehend im Krieg gegen Dänemark zur mobilen Versorgung eingesetzt. Unter dem Begriff „Gulaschkanone“ kam die Erfindung dann in beiden Weltkriegen zum Einsatz und war als Ruhe- und Erholungszone sehr beliebt.

Foodtrucks an sich waren nach dem Ende des zweiten Weltkrieges zu Hauf in Deutschland anzutreffen, aber nur in amerikanischen Kasernen. Dort war die Verpflegung durch Foodtrucks sehr beliebt, was auch erklärt, warum zu Beginn des Foodtruck Booms in Deutschland die Preise für entsprechende Fahrzeuge noch erschwinglich waren: Sie stammten hauptsächlich aus alten US-Armeebeständen.

Der Citroen H Van ist für mich einer den charmantesten Foodtrucks überhaupt. Größtest Problem dieses Trucks ist der geringe Platz und die fehlende Höhe im Innenraum. Foto: © Marcus Ward / flickr.com (cc)

2008 kam Bewegung in die Branche der mobilen Gastronomie. Mit den Socialmedia Netzwerken war es erstmals möglich, schnell und einfach eine große Anzahl von Empfängern zu erreichen. Mit der Zeit probierten sich immer mehr Gastronomen an diesem Thema und fanden Gefallen daran. Im Jahr 2010 ging es dann Schlag auf Schlag, nach der Gründung der ersten Foodtrucker Vereinigung, startete die „Große Foodtruck Rallye“ und war über Nacht erfolgreich. Am 10. September veröffentlichte die US-Regierung einen Leitfaden „Tips for Starting Your Own Street Food Business“ (Link leider nicht mehr verfügbar) und diese Tipps nahmen sich Tausende zu Herzen.

Etwa zur gleichen Zeit startete auch in Deutschland der erste Foodtruck durch. 2010 ging der RibWich Foodtruck in Nürnberg auf die Straße – und ab 2011 kamen immer mehr auf den Geschmack dieser innovativen Art der Verköstigung. Das Besondere hier bei uns in Deutschland ist aber, dass von Anfang an die Qualität der angebotenen Gerichte eine sehr große Rolle spielte. Während es in den USA vorrangig um günstige Verpflegung ging, boten die Foodtrucks in Deutschland zu Beginn hohe Qualität, regionale Zutaten und leidenschaftliche Rezepte an. Damit trafen sie den Nerv der Vegetarier, Veganer und sich bewusst Ernährenden; und dieser Trend hält bis heute an.

Wer in der nächsten Zeit also zufällig mal einen Western anschaut, der wird jetzt bestimmt genauer darauf achten, was es in dem Chuckwagon zu essen gibt :-).

  • Autor
  • Markus A. Wolf
  • Letzte Änderung
  • 2024-12-14
  • veröffentlicht
  • 2015-09-19
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Portrait Markus A. Wolf

Markus A. Wolf

Lebensmittelchemiker, Designer, Informatiker: Guter Ge­schmack ist ihm angeboren. „Slow food on fast wheels“ ist das Credo des Foodtruck-Experten, Innovationsmanagers und Co-Founders von Craftplaces.