Wer kennt es nicht: das Bild der US Foodtrucks, die einer nach dem anderen am Straßenrand stehen und Essen verkaufen. Ein Bild, welches sich – gefördert durch Medienberichte – über die ganze Welt verteilt hat. 2011 ging es den New Yorker Foodtrucks hervorragend, berichtete mir Ian vom Foodtruck „Schnitzel & Things“.

Beim Foodtruck „Schnitzel & Things“ gibt es leckere Schnitzel.

Doch wie sieht es aktuell aus? Ian, der von sich selbst meist als „Schnitzel-Man“ spricht, zählte die aktuell aktiven Trucks zusammen und kam gerade einmal auf 25 Stück. Das sind weniger, als in Nürnberg aktiv sind und ein riesiger Unterschied zu dem Bild, dass viele von New York und Foodtruck im Kopf haben. Der Alltag für New Yorks Foodtrucks ist hart geworden. Von der Stadtverwaltung gehasst, von den Halal Wägen als Konkurrenz gesehen, müssen sie sich mit der Situation abfinden. Nicht nur die Lizenzkosten für mobile Gastronomie in der Stadt ist mittlerweile astronomisch hoch, auch die Strafzettel spielen eine wichtige Rolle bei der Kostenkalkulation. Die Stadt kann den Foodtrucks zwar nicht verbieten sich an den Straßenrand zu stellen, aber mit Tickets überhäufen, das geht.

Das österreichische Original Schmankerl gibt es auch in New York

Foodtruck Wafels & Dinges – Awarded "Best Belgian Waffle in NYC"

Wer schon einmal in New York mit dem Auto war, der weiß, dass ein Parkplatz gerne das gleiche kostet, was man in Deutschland für ein Hotelzimmer ausgeben muss. Parkplätze sind so große Mangelware, dass es sie eigentlich nicht wirklich gibt. Ab 2011 begann die Stadtverwaltung damit, die Foodtrucks in ihrem Geschäft stark einzuschränken. Aus deren Sicht verständlich, aber für eine gute und regionale Versorgung der Hungrigen nicht das Beste. Erschwerend kommt noch hinzu, dass in New York die Hot-Dog und Halal Wägen wirklich an jeder Ecke stehen. Ein Bedarf an billigem Essen ist also nicht wirklich gegeben. Dass Foodtucks aber genau das nicht bieten, interessiert keinen.

Schnitzel & Things nahe der New York Central Station.

Eigentlich ist das Thema Foodtruck in New York ein Erfolgsthema. Mit dem Truck „Schnitzel & Things“ bekam die Stadt am Hudson ein echtes österreiches Nationalgericht serviert, dass auch wirklich diesen Namen verdient.

Die Geschichte zu Schnitzel & Things und dem Gründer Oleg Voss wurde sogar international bekannt. Er war Investmentbanker in Wien und zur Hochzeit der Krise war in der Branche nicht mehr an Geld verdienen zu denken. Er hielt die Augen offen und war immer bereit, sich in ein komplett anderes Umfeld einzuarbeiten. So landete er in New York und holte das Lieblingsgericht vieler Österreicher und Deutschen nach Manhatten. Als Krönung für sein Engagement bekam er 2010 den „Vendi Award“ auch bekannt als Foodtruck Oskar. Das war auch der Zeitpunkt, als in Deutschland RibWich realisiert wurde. So begann – inspiriert durch „Schnitzel & Things“ – auch in Deutschland der erste Foodtruck und somit eine ganze Branche Fahrt aufzunehmen.

Halal Food auf New Yorks Straßen. Die Bürgersteige sind voll von diesen kleinen Food Carts

Im Gegensatz zu Boston gibt es keine ausgewiesen Standorte für Foodtrucks. Die Stadt versucht mit allen Mitteln das Geschäft auf der Straße zu unterbinden berichtet mir der „Schnitzel-Man“. Es gibt eine sehr große Fluktuation in der Szene. Foodtrucks starten mit einem tollen neuen Konzept und besonderen Gerichten, müssen schließlich nach 6 Monaten einsehen, das es sehr schwer ist, auf der Straße zu überleben. Er selbst ist zu „Schnitzel & Things“ über Craigslist gekommen. Auf dieser Seite für alles und jeden (Kleinanzeigen) haben die Gründer einen Fahrer mit LKW Führerschein gesucht. Nachdem sich die Gründer aus dem Geschäft zurückgezogen haben, übernahm er den Truck und kurvt seit dem durch die Hochhausschluchten der Metropole. Wie „Schnitzel & Things“ geht es vielen anderen Truckern auch. Motiviert durch den Erfolg in anderen Regionen und unterstützt durch zahlreiche Bücher wagt man sich ins Foodtruck Business und am Ende folgt doch die Ernüchterung. Vielleicht ist New York auf Grund der Extreme, nicht unbedingt ein Eldorado für Foodtrucks, aber Konzepte, wie sie in den letzten Jahren beispielsweise in Boston eingeführt wurden, könnten helfen, auch hier für etwas Entspannung zu sorgen.

Wer sich die Situation in New York selbst einmal anschauen möchte findet an der Ecke Park Ave / 47th St nahe der Grand-Central Station mittags eine Auswahl von Foodtrucks. Dass die Foodtrucks aus New York aber für Deutschland und die ganze Welt vielleicht DIE Inspiration schlecht hin waren, muss man hoch anrechnen. Daher sollte für Foodtruck Fans ein Besuch bei den New York Truckern immer eingeplant werden.

  • Autor
  • Markus A. Wolf
  • Letzte Änderung
  • 2024-10-09
  • veröffentlicht
  • 2016-01-26
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Portrait Markus A. Wolf

Markus A. Wolf

Lebensmittelchemiker, Designer, Informatiker: Guter Ge­schmack ist ihm angeboren. „Slow food on fast wheels“ ist das Credo des Foodtruck-Experten, Innovationsmanagers und Co-Founders von Craftplaces.