Längst haben viele Menschen begriffen, dass man für 4,99 Euro KEIN komplettes (Mittags)Menü bekommt, bei dem sowohl die Qualität als auch die Arbeitsbedingungen des Unternehmens stimmen.

Wer beispielsweise an einem Foodtruck mehr Geld ausgibt, zeigt seine Wertschätzung für das Produkt und ermöglicht eine faire und nachhaltige Entlohnung der Mitarbeiter. Zugegeben: Über die Qualität des Essens sagt ein höherer Preis noch nichts aus. Und über die Bezahlung der Mitarbeiter ebensowenig. Doch du als Foodtrucker bist in der Pflicht, dir Gedanken über deine Preise zu machen, damit du zumindest die Basis dafür schaffst, gute Produkte einzukaufen, deine Mitarbeiter gut zu bezahlen und dass sich dein Unternehmen langfristig trägt.

Preisfindung als Prozess

Die Preisfindung für dein Produkt orientiert sich zunächst nicht an deinen anfallenden Kosten. Zunächst gilt es herauszufinden, was die Kunden bereit sind, dafür zu zahlen und welche Portionsgröße welchen Preis rechtfertigt.

Dazu musst du dir dabei Gedanken machen, wie du die Wirkung deines Produkts verbesserst, ohne dabei übermäßig hohen Materialeinsatz zu haben. Mit dem Lean-Foodtruck-Konzept kannst du dich austoben: Gehe raus zu möglichen Kunden und biete zwei Varianten deines geplanten Gerichtes an. Verändere zwei Punkte: einmal den Preis und einmal die Präsentation.

Finde so heraus, welches davon besser ankommt und gleiche die beiden Aspekte immer wieder einander an. Ein Beispiel: Ein hoher Burger wirkt deutlich anders als ein breiter, obwohl der Wareneinsatz der gleiche sein kann. Kartoffeln sind günstig, Fleisch ist teuer. Erhöhe die Portionsgröße durch Beilagen mit wenig Wareneinsatz.

Eine farbenfrohe Präsentation deines Produkts wirkt frisch und freundlich und ist immer mehr wert, muss aber nicht unbedingt teuer sein. Du machst die Kunden neugierig, wenn du ihnen vor dem Verkauf zeigst, was sie bekommen. Mit einer Mischkalkulation erreichst du letztlich beide Kundengruppen: diejenigen, die große Portionen zu möglichst geringen Preisen wollen und solche, die mehr Wert auf die Präsentation legen.

Wenn du ein tolles Produkt hast, das vielen schmeckt, solltest du auch einen Preis verlangen, der diese Begeisterung auch in der Kasse widerspiegelt. Auch die Präsentation des Preises spielt eine Rolle.

Vergleich dann den Preis, den du herausgefunden hast, mit deiner Kosten-Kalkulation (s. unten). Wenn du darunter liegst, dann musst du einfach mutiger sein und deine Produkte noch einmal „pimpen“. Und sei wirklich mutig.

Denn Kunden schauen nicht auf den Warenwert, sondern entscheiden sich aufgrund vieler Eigenschaften deines Produkts. Bedenke: Wenn du ein tolles Produkt hast, das vielen schmeckt, solltest du auch einen Preis verlangen, der diese Begeisterung auch in der Kasse widerspiegelt.

Die Kalkulation

Wie in der nicht-mobilen (stationären) Gastronomie auch, muss bei der Preisfindung ein bestimmter Faktor (Regel: Einkaufspreis mal x) angesetzt werden.

Zur Orientierung: Viele Foodtrucker empfehlen hier einen Faktor von 3,5 bis 4,5. Natürlich ist das immer abhängig von den Grundkosten des Betriebes, der Region, der Kundenstruktur und nicht zuletzt davon, welchen persönlichen Anspruch du an deinen zu erwartenden Gewinn hast.

Was beispielsweise dein Pulled-Pork-Burger kostet, hängt zum einem von deinem Wareneinsatz ab. Dazu zählen vor allem das Bun, das Fleisch, Salat und Gewürze. Vergiss dabei auch nicht die Nebenprodukte wie Servietten und Tüten.

Dazu kommen die Kosten für die Arbeitszeit der Mitarbeiter. Diese können höher sein, wenn du auf einem Event bist, bei dem du für die Übernachtung deiner Helfer sorgen musst.

Ein weiterer Punkt sind die indirekten Gemeinkosten. Hier geht es um die laufenden Fahrzeugkosten wie Benzin und Wartung oder eine monatliche Rate, die du für den Foodtruck zahlst. Hast du ein Büro angemietet, in dem du etwa Logistik und Social Media tätigst, fallen auch hier regelmäßige Kosten an.

Letztlich ist es auch von der sozialen Struktur der Region abhängig, wie viel die Kunden bereit sind zu zahlen. So hast du es in Gegenden mit höherer Arbeitslosigkeit schwerer, dein höherpreisiger Produkt zu verkaufen. Vergleiche hier den Punkt im Businessplan zu den regionalen Besonderheiten.

Zusammenfassung

Der richtige Preis an deinem Foodtruck ist die Basis für Qualität, faire Bezahlung und Nachhaltigkeit deines Unternehmens

Die Preisfindung ist ein Prozess: Spiele mit der Präsentation deines Produkts und finde heraus, wie viel die Kunden bereits sind zu zahlen.

Zur Kalkulation gehören u.a. Wareneinsatz, Arbeitszeit und Gemeinkosten. Sie ist auch abhängig von der Region und deinen persönlichen Gewinn-Ansprüchen.

  • Autor
  • Markus A. Wolf
  • Letzte Änderung
  • 2024-04-19
  • veröffentlicht
  • 2017-02-14
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Portrait Markus A. Wolf

Markus A. Wolf

Lebensmittelchemiker, Designer, Informatiker: Guter Ge­schmack ist ihm angeboren. „Slow food on fast wheels“ ist das Credo des Foodtruck-Experten, Innovationsmanagers und Co-Founders von Craftplaces.